Das Grand Hotel Heiligendamm befindet sich im ältesten Seebad Kontinentaleuropas. Hier kann man nicht nur die klassizistische Bäderarchitektur bewundern, sondern auch einen Hauch von England an der Mecklenburger Ostseeküste erleben.

Der Legende nach erhielt Heiligendamm seinen Namen nach einer heftigen Sturmnacht. Die Bevölkerung betete, dass die wilde Ostsee nicht noch mehr Land mit sich reißen möge. Und tatsächlich ragte am nächsten Morgen ein hoher und schützender Wall aus dem Meer…

Das Seebad Heiligendamm im 18. Jahrhundert

Ein stets kränklicher Georg Christoph Lichtenberg hatte im englischen Seebad Margate “die gesündesten Tage seines Lebens” verbracht. In einem 1793 veröffentlichten Artikel fragte er sich deshalb, weshalb es dergleichen nicht in Deutschland gäbe.

Für den Mediziner  Samuel Gottlieb Vogel war Heiligendamm für ein Seebad wie geschaffen. Und er konnte Friedrich Franz I. für die Idee begeistern, der sich gleich persönlich einen Eindruck über das heilsame Meerwasser verschaffen wollte.

Im 18. Jahrhundert begab man sich jedoch nicht einfach so in das kühle Nass. Dafür war die Angst vor dem Meer viel zu groß. Mit sogenannten Badeschaluppen, speziellen Booten mit integriertem Badekasten, tauchte man in das Wasser ein. Später wurden dann die in England verbreitete Mode der „bathing machines“ kopiert.  Die Umkleidekabinen auf Rädern wurden von Pferden ins Meer gezogen. Durch der vom Strand abgewandten Seite konnte man von Blicken geschützt ein Bad nehmen.

Die historischen Gebäude von Heiligendamm

Im September 1793 ging es dann auch schon los mit der Konstruktion eines Badehauses und zwar unter Anleitung des Hofbaumeisters Johann Christoph Heinrich von Seydewitz.  Gemeinsam mit Carl Theodor Severin war er zuständig für den Ausbau von Heiligendamm. 1816 eröffneten sie das heutige Kurhaus.

Grand Hotel Heiligendamm 1841
Heiligendamm um 1841, Salon und Badehaus

Der Architekt und Freimaurer Georg Adolf Demmler vollendete das Gesamtprojekt mit seinen Bade- und Logierhäusern, der Burg Hohenzollern sowie dem Grand Hotel im Jahr 1874.

Die Fischer, die auf ihren Booten die Häuserreihe an der Strandpromenade schon von weitem leuchten sahen, gaben Heiligendamm deshalb den noch heute geläufigen Namen: „Weiße Stadt am Meer„.Grand Hotel Heiligendamm um 1880

Heiligendamms berühmte Gäste

Heiligendamm wurde zum mondänsten deutschen Seebad und zog nicht nur den europäischen Hochadel bis hin zur russischen Zarenfamilie an.

Auch Künstler wie Felix Mendelssohn Bartholdy, Hans Fallada, Theodor Fontane und Rainer Maria Rilke vertrauten der lateinischen Inschrift am Kurhaus:  „Heic te laetitia invitat post balnea sanum“  (Freude empfängt Dich hier, entsteigst du gesundet dem Bade).

Doch es wurde in Heiligendamm nicht nur gebadet. Ganz nach englischer Sitte ging man in der Parklandschaft spazieren, spielte Tennis, besuchte die nahegelegene Pferderennbahn oder vergnügte sich bei Tanztees.

Grand-Hotel-Heiligendamm-Tennisturnier-1899
Int. Tennistunier in Heiligendamm 1899. U.a. mit Großherzogin Anastasia, Gräfin Clara v.d. Schulenburg, Baroness Maltzan.

Bei einem seiner Spaziergänge zum Spiegelsee wurde Rilke zum Gedicht „Waldteich, weicher, in sich eingekehrter“ inspiriert.

Und der Schriftsteller Hermann Heiberg schwärmte von seinem Aufenthalt:

Heiligendamm ist ein Zaubergarten, in dem man vergisst, dass es draußen noch eine geschäftige, atemlose, ansprucherhebende und sorgenvolle Welt gibt“.

In den Sommermonaten war der Andrang so groß, dass 1886 eine Bäderbahn eingeführt wurde. Seitdem verbindet die damfbetriebene „Molli“ Bad Doberan mit Heiligendamm.

Trotz zwischenzeitlichem Konkurs im Jahr 1911 war  Heiligendamm bis zum zweiten Weltkrieg der Ort, an dem man Erholung und Entschleunigung suchte.

Heiligendamm während des Zweiten Weltkrieges & in der DDR

In den 1930ern erkoren Hitler, Göring und Goebbels das Grand Hotel zum Urlaubsdomizil.  Das Weimarer Hotel Elephant  blieb zwar Hitlers Lieblingshotel, aber auch für Heiligendamm gab es Pläne. Das Seebad sollte nicht nur eine Adolf-Hitler-Schule erhalten, sondern auch auch Journalisten und prominenten Reichsgästen für Urlaubszwecke zur Verfügung gestellt werden. Es kam jedoch anders. Die historischen Gebäude bekamen einen Tarnanstrich und dienten als Lazarett.

Einige Jahre nach dem Krieg baute die DDR Heiligendamm zum Kur- und Studienort um. Nun war das Seebad nicht mehr nur den Reichen vorbehalten. Das Sanatorium für Werktätige,  verteilte sich auf mehrere Häuser. Ausserdem gab es eine Kunsthochschule, die im Sommer als Kinderferienlager diente. In den Villen wohnten die Ärzte.

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Seebad Heiligendamm, 1953. Bundesarchiv, Bild 183-20459-0001 / Klein / CC-BY-SA 3.0

Das Grand Hotel Heiligendamm heute

Nach der Wende stand ein halb verfallenes Heiligendamm zum Verkauf. Nach aufwendigen Renovierungsarbeiten wurde 2003 das 5 Sterne Grand Hotel Heiligendamm eröffnet. Erst unter Leitung der Kempinski Hotelgruppe und seit 2013 in Eigenregie der Grand Hotel Heiligendamm GmbH & Co. KG.

Heute besteht das Grand Hotel Heiligendamm, welches zu den „Leading Hotels of the World“ gehört, aus ganzen 7 Gebäuden. Zimmer und Suiten befinden sich in den historischen Häusern Grand Hotel und Mecklenburg sowie in der Burg Hohenzollern. Letztere war einst von Paul Friedrich dem Großherzog von Mecklenburg in Auftrag gegeben worden.

Der einzige Neubau, der Severin Palast, umfasst zusätzliche Zimmer sowie den Spa. Im Kurhaus, wo einst der Hochadel speiste, sind nun die Restaurants des Hotels untergebracht.

Mein letzter Besuch in Heiligendamm war Anfang der 2000er Jahre. Damals waren viele der Villen noch nicht renoviert, was dem Ort einen ganz besonderen, morbiden Charme gab.

Warst Du schon einmal in Heiligendamm oder steht es noch auf Deiner Liste?

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