Es gibt wenige Dinge, die britischer sind, als die nachmittägliche Tea Time.

Die Geschichte des Afternoon Teas geht zurück bis in das Jahr 1840. Es heisst, es war Anna Russell, die 7. Herzogin von Bedford und Hofdame von Königin Victoria, der die Briten diese Tradition zu verdanken haben.

Um die lange Wartezeit bis zum Abendessen, welches der damaligen Mode entsprechend erst spät eingenommen wurde, zu überbrücken, ließ sich die Herzogin am Nachmittag ein Tablett mit Tee, Brot, Butter und etwas Kuchen servieren: der Afternoon Tea war geboren.

Bald lud sie auch ihre Freunde zum Nachmittagstee ein und die Tea Time zwischen vier und fünf Uhr wurde zu einem gesellschaftlichen Event der der Oberschicht.  Die Damen kleideten sich in lange Kleider, Handschuhe und Hüte um den Afternoon Tea gebührend zu zelebrieren.

Tee war teuer und galt als Statussymbol. Der Adel ließ sich daher gerne beim Genuß des Nachmittagstees porträtieren. Auf Gemälden stellten sie, im feinen Gewand und mit edlem Teezubehör aus Fine Bone China, ihren Reichtum zur Schau.

Der Afternoon Tea wird populär 

Mit der Senkung der Teesteuer 1854 wurde der Tee erschwinglicher und immer mehr Menschen der Mittelschicht hatten Zugang zum Getränk. Sie übernahmen das Ritual der nachmittäglichen Teestunde und es wurde zu einem Symbol britischer Lebensart. Die Zeremonie stand für Seriosität und Patriotismus.

Der Teekonsum wurde staatlich gefördert, denn er brachte nicht nur Steuereinnahmen, sondern stärkte auch die Kolonialmacht. Noch heute bevorzugen die Briten Tee aus den ehemaligen Kolonien Sri Lanka und Indien.

Ganz gleich ob Assam oder Ceylon-Tee, die heiß diskutierte Frage lautet: MIF oder TIF 🙂 D.h. zuerst die Milch (milk in first) oder zuerst den Tee (tea in first)? Für beide Varianten gibt es Fürsprecher. Bei MIF kühlt der Tee schneller ab und bei TIF ist es einfacher, anhand der Farbe des Tees, die gewünschte Menge an Milch zu dosieren.  Und im Zweifel hilft es vielleicht zu wissen, dass die Queen zur MIF-Fraktion zählen soll.

Der Afternoon Tea in den Grand Hotels der Welt

Die Tradition des Nachmittagstees wird nicht nur in Großbritannien sondern in unzähligen Luxushotels auf der ganzen Welt gepflegt.

Das Raffles Hotel in Singapur und das Mount Nelson Hotel in Kapstadt verfügen mit ihrem Singapur Sling und Mount Nelson Tee sogar über ihre hauseigenen Sorten.

Das Regent Hotel Berlin bietet zwar keine eigene Marke, beschäftigt aber einen Tea Master, der die Gäste in die Geheimnisse der traditionellen Teekultur einweiht.

Man sieht, man muss gar nicht weit reisen, um in den Genuß einer gepflegten Tasse Tee zu gelangen.  Das Erlebnis lohnt sich und wir halten es wie Henry James der in seinem Roman “Bildnis einer Dame” feststellte:

Es gibt wenige Stunden im Leben, die angenehmer sind als die Stunde, die man der Zeremonie, die man als Afternoon Tea bezeichnet, widmet.”

Headerphoto: Abbild des Gemäldes „Afternoon“ von Francis Cadell (1913)

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