Das Raffles Hotel in Singapur, das E&O in Penang und das The Strand Yangon haben eines gemeinsam: sie hatten einst den selben Besitzer.
Die legendären Sarkies-Brüder bauten ihre Grandhotels in Südostasien für anspruchsvolle Geschäftsleute und Reisende. Da Ende des 18. Jahrhunderts der neue Sueskanal die Reisezeit in den fernen Osten um ein Vielfaches verkürzte, war dies eine clevere Geschäftsidee.
Heute ist das The Strand nicht nur das älteste Hotel Yangons, sondern auch das einzig dort noch existierende Kolonialhotel.
Die Geschichte des The Strand Yangon
Anfang des letzten Jahrhunderts war Yangon die Hauptstadt Burmas und eine der wichtigsten Hafenstädte Südostasiens. Die Infrastruktur lag auf einem Niveau mit London. Kein Wunder, dass die geschäftstüchtigen Brüder Potential sahen, hier ihr Hotel-Imperium zu vergrößern.
Im Jahr 1900 erwarben die Sarkies ein Grundstück in der „Strand Road“ . Die Straße, die dem Hotel seinen Namen geben sollte, befand sich direkt im Zentrum. Die Dampf-Straßenbahn fuhr hier entlang und auch der Schiffsanleger lag direkt vor der Tür.
Nur ein Jahr später eröffneten Aviet und Tigran Sarkies ihr neuestes – und kleinstes – Grandhotel. Das dreistöckige Hotel im viktorianischen Stil verfügte nicht nur über die gleiche Adresse wie das Savoy in London (“The Strand”), sondern auch über die gleichen Annehmlichkeiten. Es gab fließend Wasser, Strom (ein bis dato unbekannter Luxus in Yangon), Telefonanschluss und einen Billardraum. Genau wie die anderen Häuser der Sarkies, pries man auch das The Strand als das
exklusivste Hotel östlich von Suez
an. Tatsächlich war es während der Kolonialzeit eines der luxuriösesten und bekanntesten Herbergen des gesamten Britischen Empire – und bis 1945 leider auch nur den Ausländern vorbehalten.
Die Geschäftsführung überließen die Sarkies-Brüder jedoch ihrem Neffen, S C Johannes. Sie selbst konzentrierten sich auf ihre anderen Hotels in Singapur und Penang.

Yangon boomte und im Laufe der kommenden Jahre wurden immer mehr standesgemäße Unterkünfte benötigt. Schon ab 1904 feierten neue und größere Hotels Eröffnung in der pulsierenden Hafenstadt. Als Antwort darauf erhielt das The Strand 1913 einen Konzertsaal.
Nur ein Jahr später brach jedoch der Erste Weltkieg aus und der Tourismus und Handel mit Europa kam mehr oder weniger zum Erliegen.
Somerset Maugham, Rudyard Kipling & Co. in Burma
In den goldenen 1920er Jahren ging es wieder aufwärts. Zu Ehren von Edward VIII, damals noch Prinz von Wales, wurde 1922 ein Folklore-Tanz im The Strand aufgeführt.
Der Schriftsteller Somerset Maugham besuchte 1923 das erste Mal Yangon. Damals ließen die Rauchschwaden der lukrativen Burmah Oil Company das Tageslicht grau und diesig erscheinen. In seinem Reisebuch „The Gentleman in the Parlour“ beschreibt Maugham, wie hinter diesem Dunst die goldene Spitze der Shwedagon-Pagode aufragte
wie ein plötzlicher Hoffnungsschimmer in der dunklen Nacht der Seele, von der die Mystiker schreiben, gleißend im Nebel und Rauch der pulsierenden Stadt.“
Im The Strand ließ man sich vom französischen Koch kulinarisch verwöhnen und vergnügte sich mit Bridge, Gin Pahits und Tanz.
Ob Maugham jedoch wirklich im The Strand abstieg ist, ist nicht belegt. Das gleiche gilt für Rudyard Kipling, obwohl dies ebenfalls überall zu lesen ist. Der britische Autor besuchte Rangun nur kurz und zwar im Jahr 1889. Zu dieser Zeit existierte das The Strand noch gar nicht. Gern zitiert wird auch Noël Coward’s “Mad Dogs and Englishmen„in Verbindung mit dem Kolonialhotel. Obwohl in einer Zeile Rangun erwähnt wird, hat Coward dieses Stück nach einem Aufenthalt im Metropole Hanoi geschrieben.
George Orwell wird während seiner Zeit als Polizeioffizier in Burma des öfteren einen Ausflug nach Rangun unternommen und dabei dem The Strand Hotel einen Besuch abgestattet haben. In seinem 1934 erschienenen Roman “Tage in Burma” lässt er den Protagonisten von den Annehmlichkeiten der Stadt schwärmen:
Oh, die Freude dieser Rangun-Besuche“ (…) „Der Ansturm auf Smart und Mookerdums Buchladen für die neuen Romane aus England, das Abendessen im Anderson’s mit Beefsteaks und Butter, die achttausend Meilen auf Eis gereist sind, die herrlichen Saufgelage!“
"Oh the joy of those Rangoon trips. The visit to Smart & Mookerdum's bookshop for the new novels out from England…" -…
Publicada por Thant Myint-U en Sábado, 8 de noviembre de 2014
Flugpioniere im The Strand Yangon
- Im Februar 1925 gab es im The Strand richtig Grund, zu feiern. Alan Cobham legte auf seinem Rekordflug nach Indien einen Zwischenstopp in Yangon ein. Gestartet war er mit einem einmotorigen Doppeldeckerflugzeug vom Flughafen London-Croydon.
- Im Mai 1930 wurde erneut Fluggeschichte geschrieben. Amy Johnson machte auf dem ersten Soloflug nach Australien Halt in Rangun. Aufgrund des starken Monsunregens nahm ihr Flugzeug bei der Landung jedoch Schaden. Auf den Schreck soll sich die Flugpionierin erst einmal einen Strand Sour an der Hotelbar gegönnt haben.

Ab 1933 bot Imperial Airways erstmals eine reguläre Verbindung von London nach Rangun an. Und ab 1937 konnte man dann dreimal wöchentlich mit Flugbooten von Southampton nach Burma gelangen. Die Reise dauerte etwa 11 Tage. Mit dem Dampfschiff brauchte man für diese Strecke einen ganzen Monat.
Das The Strand nach den Sarkies-Brüdern
Zum Ende des Ersten Weltkrieges war das The Strand – so wie auch alle anderen Sarkies-Hotels – renovierungsbedürftig. Im Jahr 1925 verkauften die Sarkies-Brüder ihr Hotel in Yangon. Es sollte jedoch erst einmal noch in armenischen Händen bleiben. Peter Bugular Aratoon, Besitzer des Restaurants und Jazz-Clubs Silver Grill übernahm mit seinem Cousin das Ruder. Die beiden modernisierten das Hotel nicht nur, sondern ließen auch einen Swimmingpool errichten.
Doch dann kam der Zweite Weltkrieg und die Japaner und Briten fochten blutige Kämpfe in Burma. Während eines Angriffs 1941 schlug eine Bombe in das berühmte Hotel ein, detonierte jedoch nicht. Während der japanischen Besatzung diente das The Strand dann als Wohnquartier der Truppen und als Stall für ihre Pferde. Später wurde das The Strand in Yamato Hotel umgetauft. Dessen Leitung unterstand dem nicht weniger legendären Imperial Hotel in Tokio.
Nachdem Burma im Jahr 1948 seine Unabhängigkeit erlangte, verfiel das Hotel über mehrere Jahrzehnte in einen Dornröschenschlaf. In den 1970er Jahren soll es im The Strand mehr Ratten als Gäste gegeben haben.
Das Kolonialhotel heute
Dass das Hotel 1930 ein Erdbeben samt Flutwelle überstand, während des Zweiten Weltkrieges von einer Bombe getroffen und die Hotelbar von den Japanern als Pferdestall genutzt wurde, sieht man der Grand Dame der Kolonialhotels heute freilich nicht mehr an.
Mittlerweile gehört das Strand zu den „Leading Hotels of the World“ und gilt zudem als Sehenswürdigkeit in Yangon.
Das jüngste “Facelift” bekam die Hotellegende im Jahr 2016 verpasst. Und ein Jahr später wurde der Anbau mit Außenpool, Spa und Gym eingeweiht. Trotzdem hat man versucht, den alten Kolonial-Charme beizubehalten und zwar nicht nur optisch.
Die „Sarkies Bar“ (benannt nach den legendären Hotelgründern) serviert klassische Cocktails aus der Kolonialzeit und das Strand Café ist noch immer für seinen High Tea bekannt.