Ende des 19. Jahrhunderts eröffneten die Sarkies-Brüder einige der legendärsten Hotels Südostasiens. Drei davon zählen noch heute zu den Hotels, die man einfach gesehen haben muss.
Wenig weiß man jedoch über die Kurhotels, die einst Teil ihres Hotelimperiums waren…
Wer waren die Sarkies-Brüder?
Die vier Brüder Martin, Tigran, Aviet und Arshak wuchsen in Neu-Dschulfa auf, dem armenischen Stadteil von Isfahan. Ihr ursprünglicher Nachname war eigentlich „Ter Woskanians“ aber wie viele ihrer Landsleute, die in die Kolonien auswanderten, entschieden sie sich für einen leichter verständlichen Namen.
Von Persien ging es erst einmal nach Kalkutta, wo sie im populären Armenien College studierten. In den 1880er Jahren machten sich die Brüder dann nach Penang auf. Die damalige Britische Kolonie war ideal an der Gewürzroute gelegen und aufgrund des jüngst eröffneten Suezkanals gab es zunehmend Bedarf an Unterkünften auf europäischem Niveau.
Tigran Sarkies erkannte die Möglichkeiten die sich auf diesem Gebiet boten und sattelte vom Handel mit Waren und Immobilien auf das Hotelgewerbe um. Mit gerade einmal 23 Jahren legte er mit dem Erwerb des „Eastern Hotels“ den Grundstein für die erste Hotelkette Südostasiens.
Sein Erfolgsrezept – Toplage, erlesenste Speisen, modernste Ausstattung und rauschende Feste – wandten die Sarkies-Brüder dann in all ihren Hotels an.
Die berühmten Hotels der Sarkies- Brüder
Eastern & Oriental Hotel, Penang (1885)

Wenn man es ganz genau nehmen will, dann begann die Erfolgsstory mit dem Eastern Hotel, das Tigran 1884 eröffnete. Dieses lief so gut, dass mehr Zimmer benötigt wurden. Leider konnte das Gebäude jedoch nicht erweitert werden, so dass die Sarkies Brüder es nach einigen Jahren wieder verkauften.
Mehr Glück hatten sie bei ihrem zweiten Hotel, dem Oriental Hotel mit Blick auf die Straße von Malakka. Dieses erhielt gleich mehrere Anbauten und im Jahr 1899 auch einen neuen Namen: “Eastern & Oriental Hotel”. Als Liebhaber der Superlative priesen die Sarkies Brüder es als „Hotel mit der längsten Meeresfront der Welt” an.
Der Slogan muss überzeugt haben: Von Charlie Chaplin über Hermann Hesse bis hin zu Somerset Maugham; sie alle waren Gäste des Grandhotels im malerischen George Town.
Heute findet man im E&O zur Erinnerung an die einstigen Hotelbesitzer eine Foto-Galerie mit historischen Bildern und im“Sarkies Restaurant“ serviert man den Kaffee in Bechern mit Schnurrbart-Aufdruck. Wer sich Fotos der legendären Hoteliers anschaut, ahnt weshalb…
Raffles Hotel, Singapur (1887)

Das wohl berühmteste Hotel der Sarkies- Brüder ist das Raffles Hotel in Singapur. Auch diese Hotellegende fing einmal bescheiden an. Als das Raffles 1887 eröffnet wurde, hatte es nur 10 Zimmer. In den Folgejahren wurde kräftig angebaut und die ehemalige Villa in ein standesgemässes Grandhotel umgewandelt. Den Ballsaal des Raffles bewarb man als den “spektakulärsten des Orients”.
Heute gehört das Raffles zu Singapur wie der Eifelturm zu Paris. Wenn man das Kolonialhotel nicht besucht hat, sei es nur auf einen Singore Sling in der legendären Long Bar, dann hat man Singapur nicht gesehen.
Zum Gedenken an die berühmten Sarkies-Brüder wurde eine der beiden Präsidenten-Suiten nach ihnen benannt.
The Strand Hotel, Yangon (1901)

Lage, Lage, Lage… Auch in Yangon, der ehemaligen Hauptstadt Burmas, achteten die Sarkies-Brüder auf die perfekte Location.
Im The Strand Hotel hatte man nicht nur einen Blick auf den Yangon-River, sondern auch eine Straßenbahnhaltestelle und einen Schiffsanleger gleich vor der Tür. Hochmodern, mit Telefonanschluss, fließend warmen Wasser und einem Billiardzimmer, feierte das The Strand 1901 Eröffnung.
Mittlerweile ist das The Strand das älteste Hotel in Yangon und eine der Hotellegenden Asiens. In der „Sarkies-Bar“ serviert man noch heute die klassischen Cocktails aus der Kolonialzeit, inklusive dem Signature Drink “Strand Sour” mit Mandalay-Rum.
Die vergessenen Hotels der Sarkies-Brüder
Crag Hotel, Penang (1895)
Das Crag Hotel war einst ein Kurhotel der Sarkies-Brüder, in den Bergen von Penang. „Das einzige Sanatorium in den Straits Settlements“ , so wurde es werbewirksam angepriesen.
Erbaut 1890 als Landsitz eines Kapitäns der East India Company, gelangte es 1895 in den Besitz der Sarkies. Die Brüder wandelten das Haupthaus in ein Hotel um und bauten drumherum weitere Bungalows.
Hier genossen die Kolonialherren mit ihren Familien die idyllische Lage und die etwas kühleren Temperaturen. Bis zum Zweiten Weltkrieg soll das Hotel operativ gewesen sein. Später wurde es noch einige Jahre als Schule genutzt, bis es dann dem Verfall preisgegeben wurde.
Als Filmlocation diente das Crag Hotel für den Kinofilm „Indochine“ und dann noch einmal 2014 für die BBC-Serie “Indian Summer”. Seitdem ist das Gelände verlassen und gleicht einem Geisterdorf.
Sea View Hotel, Singapur (1923)

Ebenso wie das Crag Hotel, bewarb man das Sea View Hotel als Erholungsort in unberührter Natur. Außerhalb des pulsierenden Singapurs lag es inmitten eines Palmenhains, direkt am Meer.
Eröffnet wurde das Sea View Hotel bereits im Jahr 1906. Die Sarkies erwarben es jedoch erst 1923 und somit war es das letzte Hotel der Brüder. Die Umbauarbeiten am Sea View Hotel wurden von Arshak höchstpersönlich überwacht. Selbstverständlich verpasste er dem Gebäude eine umlaufende Veranda und einen großen Ballsaal. Zu den Highlights zählten jedoch Golf- und Tennisplatz sowie ein Naturschwimmbecken mit einem Wall, der vor Haien schützte.
In den 1930er Jahren gehörte das Sea View Hotel, zusammen mit dem Raffles, zu den Top 3 Unterkünften Singapurs. Im Februar 1964 schloss das Kolonialhotel nach fast 60 Jahren für immer seine Türen.
Quellen:
The Pearl of Penang (Clare Flynn), Buildings of Empire (Ashley Jackson), The Telegraph, famoushotels.org, eresources.nlb.gov.sg, National Museum Singapore,Dr.Nadia Wright