Hanoi, deren Name „Stadt innerhalb der Flüsse“ bedeutet, wurde bereits 1010 gegründet. Nahe des sagenumwobenen Hoan-Kiem-Sees im Herzen der historischen Hauptstadt befindet sich das legendäre Hotel Metropole Hanoi. Es ist eines der wenigen noch verbliebenen Grand Hotels Südostasiens.
Vietnam hat viele Kriege erleben und Opfer beklagen müssen. Das Hotel Metropole Hanoi überdauerte die Besetzung durch Franzosen und Japaner, den Indochina-Krieg, den Vietnam-Krieg sowie die Teilung und Wiedervereinigung des Landes.
Die Geschichte des Hotel Metropole Hanoi
Im Jahr 1889 ist Hanoi der Verwaltungssitz Französisch-Indochinas. Die Kolonialherren lassen im Exil ihr geliebtes Frankreich nachbauen. Es entstehen Alleen, Villen und Kirchen. Den Grund dafür beschreibt Marisha Pessl in ihrem Roman „Die alltägliche Physik des Unglücks“ vielleicht am besten:
So weit er auch reist, so viel ein Mann auch sieht, von den Türmen des Taj Mahal bis zur hin zu den Weiten Sibiriens, könnte er zur bedauerlichen Erkenntnis gelangen, das es unmöglich ist, sich von dem unerbittlichen, schrecklichen Fieber, was gemeinhin als Heimat bezeichnet wird, zu befreien“.
Der Bildungsbeauftragte Gustave-Émile Dumoutier besitzt zwar einen ganzen Häuserblock am Boulevard Henri-Rivière, das Kapital für den Umbau zu einem Luxushotel im Stil des florierenden Raffles oder E&O hat er aber nicht. Sein Freund, der Geschäftsmann André Ducamp, investiert 50.000 Francs in ihr gemeinsames Unternehmen. In Paris hätte man mit diesem Betrag keine großen Sprünge machen können, in den Kolonien, wo Material und Arbeitskräfte billig sind, dagegen schon.
Im August 1901 eröffnen sie ihr Grand Hotel Metropole mit seiner strahlend weißen Fassade und den grünen Fensterläden. Der Zeitpunkt ist gut gewählt. Die Zahl der residierenden Europäer steigt kontinuierlich, ebenso wie die Vermögen, die im Kautschuk-Geschäft gemacht werden.

Das Hotel wird Zentrum des kolonialen Lebens. Im Jahr 1916 wird im Hotel Metropole sogar der erste Kinofilm in Indochina gezeigt.
Berühmte Gäste des Hotel Metropole Hanoi
Tonkin, wie Nordvietnam damals heißt, wird mit seiner Halong Bucht als Traumdestination beworben und betuchte Reisende aus aller Welt finden ihren Weg nach Hanoi.
Somerset Maugham teilte die Begeisterung für den sogenannten “schönsten Ort des fernen Ostens” jedoch nicht. Der Kosmopolit empfand die Ähnlichkeit zu den typisch französischen Kleinstädten als wenig aufregend. Da Sightseeing wohl deshalb nicht auf seiner Agenda stand, konnte er die Zeit zum Schreiben nutzen. Während seines Aufenthaltes im Jahr 1923 beendete er die Arbeit an seinem Buch „The Gentleman in the Parlour„.
Anfang 1930 besuchte Noël Coward mit seinem Reisegefährten Jeffery Amherst das Metropole Hotel. Auf der Weiterfahrt nach Saigon schrieb er einen seiner populärsten Songs „Mad Dogs and Englishmen„. Vermutlich war es zu der Zeit so richtig heiss, denn die bekannteste Zeile lautet:
Only Mad dogs and Englishmen go out in the midday sun
Charlie Chaplin hingegen wählte das Grand Hotel in Hanoi für einen romantischen Aufenthalt. Ob er die Hollywood Schauspielerin Paulette Goddard tatsächlich in Shanghai heiratete, ist bis heute nicht belegt. Sicher ist jedoch, dass die beiden 1936 im Metropole Hotel ihre Flitterwochen verbrachten.
Wie viele andere Kriegsreporter auch, stieg Graham Greene 1951 im Hotel Metropole ab. Als Korrespondent für „Paris Match“ tätig, traf er sich oft mit Kollegen an der Hotelbar.
Das Hotel Metropole Hanoi während des Vietnam Krieges
Als Graham Greene 1955 nach Hanoi zurückkehrt, ist es nicht mehr möglich, im Metropole abzusteigen. Mittlerweile gehört das Hotel der vietnamesischen Regierung und wird unter dem Namen „Thong Nhat Hotel“ (Wiedervereinigungs-Hotel) Gästen des kommunistischen Regimes zur Verfügung gestellt.
Aufgrund der vermehrten Bombenangriffe der Amerikaner wird 1968 im Innenhof des Hotels ein Schutzbunker errichtet. Sowohl Jane Fonda als auch Joan Baez, die Nordvietnam 1972 im Zuge der Friedensbewegung bereisten, mussten in den unterirdischen Bunker flüchten.
Joan Baez überlebte das sogenannte Christmas Day Bombing, als Hanoi zwölf Tage lang massiv angegriffen wurde. Im Schutzbunker soll sie mit anderen Gästen Weihnachtslieder gesungen haben. Die Erlebnisse inspirierten sie zu ihrem Song „Where are you now, my son“.
Das Hotel Metropole Hanoi heute
Das historische Hotel in Hanoi wurde 2009 von der Sofitel-Hotelgruppe als erstes Mitglied ihrer “Legend Collection” auserwählt.
Im Sommer 2011 stiess man während Renovierungsarbeiten zufällig auf den ehemaligen Schutzbunker. Seit einigen Jahren dient er als Gedenkstätte. Als Hotelgast kann man ihn auf einer geführten Tour besichtigen.
Für Fans des französischen Kolonialstils und bedeutender britischer Autoren ist das 5 Sterne Hotel genau die richtige Wahl.
Als Hommage an die berühmten Gäste wurden im “Metropole Wing” Suiten nach Graham Greene, Charlie Chaplin und Somerset Maugham benannt.
Den Graham Greene Martini, einer der Signature Cocktails des Hotels, gibt es bereits seit 1951. Der Legende nach ließ sich der berühmte Autor in den heissen Tropennächten am liebsten einen trockenen Martini mit einem Schuss Cassis kredenzen.
Für eine weitere Portion kolonialen Charmes empfiehlt sich ein traditioneller High Tea in der Le Club Bar. Diese befindet sich dort, wo einst die “Metropole Hall” war. Der Ort, an dem vor über 100 Jahren der erste Kinofilm in Südostasien gezeigt wurde…