Wer auf den Spuren der berühmtesten deutschen Dichter, Denker und Komponisten wandeln möchte, der kommt an dem Hotel Elephant Weimar nicht vorbei.
In der historischen Gastwirtschaft am Marktplatz tafelten sowohl Goethe und Schiller als auch Wagner und Liszt.
Wie alles begann
Am 17. Februar 1696 eröffnete Christian Andreas Barittig das “Wirtshaus Elephant”. Direkt neben “Zum Schwarzen Bären”, Barritigs erstem Lokal, welches ebenfalls noch heute existiert. Weshalb der Gastwirt ein Faible für Tiernamen hatte, ist leider bis heute nicht bekannt.
Einige Zeit später baut Barittig das Gasthaus zur Herberge aus. Im Jahr 1711 erscheint das “Logierhaus Elephant” erstmals in einem Reiseführer.
Durch die Einfluss des Großherzogs Carl August, Freimaurer und Mitglied des Illuminatenordens, wird Weimar zum Zentrum der Literatur und Philosophie. Im Elephanten gehen nun nicht nur Kaufleute sondern auch Künstler ein und aus.
Hotelgäste: Die großen Klassiker der Literatur und Musik
Johann Wolfgang von Goethe, vom Großherzog zum Legationsrat und persönlichen Berater berufen, traf man ab 1775 des öfteren im historischen Gasthaus an. Dies gern bei einem Gläschen Madeira und in Begleitung seiner berühmten Dichterfreunde Friedrich Schiller, Christoph Martin Wieland und Gottfried Herder. Schillers Premerienfeiern als auch Goethes 80. Geburtstag wurden zünftig im Elephanten gefeiert.

Franz Grillparzer schrieb in seinem Buch „Selbstbiographie“:
„Endlich kam ich in Weimar an und kehrte in dem damals in ganz Deutschland bekannten Gasthofe „Zum Elephanten“ ein, der gleichsam das Vorzimmer zu Weimars lebender Walhalla war“.
So fand auch William Makepeace Thackeray, der die Bekanntschaft des berühmten Goethe machen wollte, nach Weimar. In seinem 1848 erschienenen Roman „Jahrmarkt der Eitelkeit“ erwähnt Thackeray ein „Hotel Elephant„, in einer fiktiven deutschen Kleinstadt namens Pumpernickel.

Weimar galt nun als Zufluchtsort für liberale Künstler und sowohl Hoffmann von Fallersleben als auch Franz Liszt und Richard Wagner ließen sich für einige Zeit nieder und waren gerngesehene Gäste im Elephanten.
Fehlte nur noch ein weiterer großer Dichter in der Goethestadt. Auf Einladung von Carl Alexander reist Hans Christian Andersen im Juni 1844 das erste Mal ins Grossherzogtum. Nächtigen tut er jedoch im benachbarten “Hotel Erbprinz”. Erst im Jahr 1857, anlässlich der Einweihung des Goethe-und Schiller-Denkmals, steigt Andersen im Hotel Elephant ab. Ganze 1,5 Taler kostete ihm die Nacht, wie er in seinem Tagebuch vermerkte.

Bauhaus-Legenden im Hotel Elephant
1919 gründete der Architekt Walter Gropius die Bauhaus-Schule in Weimar. Als Lehrer beauftragte er u.a. Paul Klee, Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky und Alexej von Jawlensky. Die Künstler, die sich später zur Ausstellungemeinschaft Die Blaue Vier zusammentaten, zählten natürlich auch zu den Gästen der Hotellegende.
Der Elephant während des Nationalsozialismus
1926 begann ein dunkles Kapitel. Am 03. Juli trug sich anlässlich des Reichsparteitags der NSDAP Adolf Hitler das erste Mal in das Gästebuch des Hotels ein. Bedingt durch die kulturelle Bedeutung Weimars, erkor Hitler die Stadt später als Hochburg der Nationalsozialisten. Der Elephant sollte zum Paradebeispiel eines modernen Hotels werden. Nach Hitlers Wünschen gestaltete der Architekt Hermann Giesler, der bereits am Gauforum Weimar arbeitete, das Gebäude 1938 komplett um. Das historische Gebäude wird wegen angeblicher Baumängel abgerissen. Die Renaissance-Fassade weicht einem Stil aus Bauhaus-Art Deco und Jugendstil. Das Haus erhielt einen elektrischen Autolift und einen Balkon über dem Eingang, von dem Hitler sich dem Volk präsentiert. „Lieber Führer komm heraus, aus dem Elefantenhaus“ rief das Volk, wenn Hitler sich mal wieder in seinem Lieblingshotel befand.
Der damalige Hoteldirektor und Parteigenosse, Paul Leutert, bewirbt das Hotel nun als „Hotel ersten Ranges“ mit Zimmern, die „der Neuzeit“ entsprechen.

Eine kleine Anekdote am Rande: Hitlers ehemalige Suite wurde 1997 Udo Lindenberg gewidmet. Eine brilliante Idee des damaligen Hoteldirektors, sich von der dunklen Vergangenheit des Hauses zu distanzieren.
Thomas Mann & „Lotte in Weimar“
Zwischen 1936 und 1939 schreibt Thomas Mann im Exil seinen Roman „Lotte in Weimar„. Die Protagonistin lässt er im besten Haus am Platz absteigen, dem Elephanten. Das Geschichte beginnt und endet vor dem historischen Gasthaus.
Nach dem zweiten Weltkrieg bis im Jahr 1955 war der Hotelbetrieb geschlossen, einzig das Restaurant „Elephantenkeller“ im Gewölbe blieb weiter in Betrieb. Der Rest des Gebäudes wurde erst als amerikanische Militärverwaltung, dann von der Roten Armee und später als Internat genutzt.
Als Thomas Mann im Mai 1955 eine Einladung zum Schiller-Preis erhielt, wurde später ein kleine Feier für ihn im Elephanten, welcher zu der Zeit im Besitz der Handelsorganisation war, ausgerichtet.

Ab Ende Dezember 1966 gehörte der Elephant der Interhotel-Gruppe an und beherbergte vor allem Gäste aus nichtsozialistischen Ländern. Im dazugehörigen Inter-Shop konnten nur diejenigen Waren erstehen, die auch Westgeld hatten. Als „Lotte in Weimar“ 1974 mit Lilli Palmer verfilmt wird, werden einige Szenen vor dem berühmten Hotel gedreht.
Nach dem Ende der DDR wurde übrigens bekannt, dass die Stasi ein geheimes Zimmer im Elephanten eingerichtet hatte, in dem die Gäste abgehört wurden.
Das Hotel Elephant Weimar heute
Mittlerweile ist die Hotellegende Teil der Marriott Autograph Collection und wurde im Herbst 2018 nach aufwendigen Renovierungen wiedereröffnet. Entstanden ist ein Boutiquehotel im Art Deco und Bauhaus-Stil. Als Hommage an die spannende Geschichte des Hauses blieben die Thomas Mann, Lyonel Feininger und Walter Gropius Suiten erhalten. Werke von mit Weimar verbundenen Künstlern gibt es wie gehabt im ganzen Haus zu sehen. Der legendäre Elephantenkeller ist jedoch leider kein Restaurant mehr. Er kann aber für Veranstaltungen gebucht werden.
Ein Blick hinter die Kulissen des historischen Hotels gewährt die folgende MDR-Doku: