Das Eastern & Oriental Hotel in Penang ist die Grand Dame der Kolonialhotels. Zusammen mit den Raffles in Singapur und dem The Strand in Yangon zählte es zum Hotel-Imperium der berühmten Sarkies-Brüder.

Das E&O, wie das Hotel meist genannt wird, gehört heute zu den Wahrzeichen von George Town auf der Insel Penang. Entstanden während der Zeit, als Penang noch zum Britischen Empire gehörte, überstand es zwei Weltkriege und erlebte die Geburtsstunde Malaysias.

© Photos  Eastern & Oriental Berhad

Die Anfangsjahre des E&O

Die Geschichte des Hotels begann, als sich der geschäftstüchtige Armenier Tigran Sarkies 1882 in George Town niederliess. Sein erstes Geld verdiente er sich als Immobilienmakler.  Bald darauf entschloss sich Tigran ins Hotelgewerbe einzusteigen und mietete eine Villa in der Light Street an. Am 15. April 1884 eröffnete er das Eastern Hotel. Mit seinem Bruder Martin übernahm er dann ein Jahr später das nahegelegene “Hotel l‘ Europe“ in der Farquhar Street, welches sie Oriental Hotel tauften.

Beide Hotels erwiesen sich als äußerst profitabel, und als 1886 der dritte Bruder, Aviet Sarkies, hinzu stieß, schmiedeten sie bereits Expansionspläne. Da das Eastern Hotel nicht vergrössert werden konnte, verkauften sie es und nahmen einen Anbau am Oriental Hotel vor. Im Jahr 1889 eröffneten die Sarkies Brüder das erweiterte Oriental Hotel als das Hotel mit „der längsten Meeresfront der Welt“. Das legendäre Eastern & Oriental Hotel war geboren.

© Photos Courtesy Eastern & Oriental Berhad

Berühmte Schriftsteller im Eastern & Oriental Hotel

In den 1920ern galt das Eastern and Oriental als „bestes Haus östlich des Suez“ mit Billardraum, Schmuckgeschäft, Poststelle, Friseur und Zimmern mit fließend kaltem und warmem Wasser. Viele illustre Gäste, wie die Schriftsteller Rudyard Kipling, Karl May und Joseph Conrad wussten diesen Komfort zu schätzen.

Als Hermann Hesse 1911 im E&O abstieg, faszinierte ihn das quirlige Treiben vor Ort. In seinem Reisebericht „Aus Indien“ schreibt er:

„In Penang schlug uns, an einem heißfeuchten glanzvollen Abend, zum ersten Mal das quellende Leben einer asiatischen Stadt entgegen…Wir blickten mit Erstaunen den bunten Erscheinungen des Gassenlebens in der Hindustadt, der Chinesenstadt, der Malaienstadt nach. Wildes, farbiges Menschengewimmel in den immer vollen Gassen, nächtliches Kerzenmeer…“

Mindestens genauso bunt ging es im Hotel zu. Aviet und Martin Sarkies hatten zwar den größten Einfluss auf Gestaltung und Einrichtung der Hotels gehabt, aber es war der jüngste Bruder, Arshak, der das E&O zum gesellschaftlichen Treffpunkt machte. Es hiess, er führte das Hotel, als empfänge er Freunde, aber nicht, um einen wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen.

In den Kolonien gab es zu wenig Frauen und der umtriebige Hotelier warb kurzerhand professionelle Hostessen für die Bälle an. Dementsprechend legendär waren die Feste des Hotels. Der Champagner floss nicht nur in der „1889 Bar“ in Strömen, wo sich die Oberschicht, britische Verwaltungsbeamte, Offiziere und Kautschukfarmer vergnügten.

Für William Somerset Maugham also der perfekte Ort, um über das Leben der Engländer in den Kolonien zu recherchieren. Seine Erlebnisse könnten Ausdruck in seinen Geschichten über die “Englishmen abroad” wie “Der Brief” oder “Die Macht der Umstände” gefunden haben.

Von der Weltwirtschaftskrise bis zum Ende des 2. Weltkrieges

Mit der Weltwirtschaftskrise 1929 brachen schwere Zeiten an für das E&O. Arshak, der nicht gern allein feierte, lies seine Gäste entweder anschreiben oder übernahm die Rechnungen gleich selbst. Was er sich eigentlich nicht leisten konnte, denn die kontinuierlichen Erweiterungen des Hotels, zuletzt mit dem Victory Flügel 1923, waren kostspielig gewesen.

Als Arshak 1931 verstarb, bedeutete dies gleichzeitig das Ende der Glanzzeit des Hotels. Arshaks Beerdigung soll die größte Trauerfeier gewesen sein, die Penang je erlebt hat.

Manche behaupten übrigens, dass Arshak, der Partykönig, noch immer durch sein einstiges Lieblingshotel geistere. Mit einem Glas Champagner durch die Nacht tanzend, soll er des öfteren gesichtet worden sein…

Es folgten mehrere Besitzerwechsel und die Besetzung durch die Japaner, die das E&O 1941 als Clubhaus unter dem Namen The Penang Haitan Ryokan nutzten. Als nach Ende des zweiten Weltkrieges die britischen Kolonialherren zurückkamen, ließ sich die britische Marine im Hotel nieder.

Moderne Zeiten des Eastern & Oriental Penang

1951 war ein Meilenstein in der Hotelgeschichte. Es fand ein erneuter Besitzerwechsel statt und das Penanger Familienunternehmen Choong Lye Hock Estates entfernte alle „British Only“ Schilder. Gab es bis dato getrennte Flügel für Westler und Einheimische, war nun jedermann gleichermaßen im Eastern & Oriental willkommen.

Der Tourismus auf Penang florierte, jedes Wochenende gab es Tanzveranstaltungen im Hotel und Persönlichkeiten wie Noël Coward und Hollywood-Stars wie Rita Hayworth, Charly Chaplin, Douglas Fairbanks und Mary Pickford fanden ihren Weg ins weit entfernte E&O.

Mitte der 1960er Jahre standen die Zeichen erneut auf Veränderung. Die Choong Familie stellte das E&O zum Verkauf. Der Geschäftsmann Chan Eng Hock zahlte 3 Millionen Malaysische Dollar, stellte das ehemalige Personal wieder ein und ließ zum ersten Mal in der Geschichte des Hotels einen Swimmingpool errichten.

Aber das Eastern & Oriental sollte in den kommenden Jahrzehnten nicht nur mit der Konkurrenz neuer, hochmoderner Hotels auf Penang zu kämpfen haben, sondern auch mit der Rezession.

Wie Christian Kracht und Eckhart Nickel in ihrem Reisebuch „Ferien für immer“ (erschienen im Jahr 1998) süffisant bemerkten, stelle das E&O mittlerweile ein „etwas angestaubtes Standbein der großen alten Kolonialrefugien“ dar.

Das E&O heute

© Photos  Eastern & Oriental Berhad

Dies sollte sich ändern, als Terry Tham nahezu alle Anteile des Hoteles erwarb. 1996 wurde das E&O für grundlegende Renovierungsarbeiten geschlossen. Aufgrund der Rezession der späten 1990er konnte das Eastern and Oriental Hotel zwar erst 2001 wieder eröffnet werden, steht seitdem aber in puncto Luxus und Komfort dem luxuriösen Raffles oder The Strand in nichts nach.

Im März 2013 wurde das E&O mit dem Victory Annexe um 132 Suiten erweitert. Der Anbau leitet seinen Namen vom ursprünglichen Victory Flügel ab. Dessen Name war eine Würdigung des Sieges der Briten im Ersten Weltkrieg.

Das historische Herz des Eastern & Oriental schlägt hingegen im Heritage Flügel, dem ehemaligen Hotel de l’Europe. Mit seinen 1885 erbauten maurischen Minaretten und der beeindruckenden Kuppel der Lobby, bietet der Heritage Flügel die perfekte Kulisse für eine Zeitreise in die koloniale Vergangenheit Penangs. Besonders stilecht schläft es sich dabei in der Writer’s Suite; eine Hommage an die vielen berühmten Literaten, die seinerzeit Inspiration im E&O fanden.

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